24.03.2023

BILDUNG | Obligatorische Praktika vor Lehrbeginn – eine Einstiegshürde für FaBe

Vier von zehn FaBe-Lernenden haben vor Ausbildungsstart ein Praktikum absolviert. Die Mehrheit davon auf Wunsch des Lehrbetriebs. Dies hat das Monitoring 2022 von SAVOIRSOCIAL ergeben. Gemeinsam mit ARTISET und weiteren Organisationen sollen Einstiegshürden zur Grundbildung «Fachmann:frau Betreuung» weiter abgebaut werden.

Einstiegshürde Praktikum

Seit 2016 ermittelt SAVOIRSOCIAL, wie viele FaBe-Lernende vor Ausbildungsbeginn bereits Praktika absolviert haben. Der Anspruch, Praktikumserfahrung vorweisen zu können – der mehrheitlich von Seiten Betrieb gestellt wird – bildet eine Einstiegshürde in die Grundausbildung «Fachmann:frau Betreuung». Ein in der Regel schlecht bezahltes Praktikum führt, wenn überhaupt, nur über Umwege zu einer FaBe-Lehre.

Resultate des Monitorings 2022

SAVOIRSOCIAL hat 2022 rund 2'500 FaBe-Lernende befragt. Das Monitoring hat ergeben, dass 41% der Erstjahr-Lernenden vor Lehrbeginn bereits mindestens ein Praktikum absolviert hatten. Im Vergleich zu den Vorjahren ist damit der prozentuale Anteil an ehemaligen Praktikant:innen zwar rückläufig aber noch immer zu hoch. Nur 25% haben direkt nach der obligatorischen Schulzeit eine FaBe-Lehre begonnen.

Unterschiede je nach Fachrichtung

Aufgeschlüsselt nach Fachrichtungen zeigen sich grosse Unterschiede. Der Anteil an Lernenden, der vor Lehrbeginn ein Praktikum absolviert hat, liegt bei

  • knapp zwei Dritteln in der Fachrichtung Kinder / Jugendliche,
  • 45% in der Fachrichtung Menschen mit Beeinträchtigung und
  • unter 10% in der Fachrichtung Menschen im Alter.

Motivation und Entlohnung

Bei der Mehrheit der Befragten (über 63%) hat der Betrieb ein Praktikum verlangt, nur knapp 23% haben gemäss Umfrage auf eigenen Wunsch eines absolviert.

Die Entlohnung der befragten ehemaligen Praktikant:innen ist überdies prekär: Rund 46% verdienten bei einem 100%-Pensum zwischen 601 und 800 Franken pro Monat. Bei 18% lag der Lohn sogar nur zwischen 401 und 600 Franken. Nur 12% erhielt mehr als 1’000 Franken pro Monat.

Wie weiter?

Die Frage, warum so viele Betriebe ein Praktikumsjahr vor Lehrbeginn verlangen – und dazu mehr Praktikums- als Lehrstellen anbieten –, muss genauer untersucht werden. Werden sich diese Umstände mit der neuen Bildungsverordnung ändern, die es erlaubt, mehr Lehrstellen anzubieten? Unter welchen Bedingungen könnten die Betriebe auf Praktika vor Lehrbeginn verzichten? Zusammen mit SAVOIRSOCIAL werden ARTISET und ihre Branchenverbände CURAVIVA, INSOS und YOUVITA an diesem Thema dranbleiben und im nächsten Jahr erneut einen Runden Tisch dazu organisieren.

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