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Supported Employment 2 | SE kurz erklärt

18. September 2019 / Annina Studer
Supported Employment (SE) ist mehr als Job Coaching: Es ist ein Handlungskonzept der Arbeitsintegration mit spezifischen Werten, Prinzipien und Leitsätzen. Das Konzept geht von einer zeitlich unbeschränkten Begleitung aus – und macht die Klientin zur Arbeitgeberin.

Wichtige Merkmale

  • Ziel von SE ist es, eine bezahlte Arbeit (wieder) zu erlangen oder zu erhalten.
  • Es gilt der Grundsatz «zero reject»: SE steht allen Menschen offen, die einer bezahlten Arbeit nachgehen wollen. Eine möglichst hohe Arbeitsmarktfähigkeit, wie es die klassische Arbeitsvermittlung vorsieht, ist keine Voraussetzung.
  • SE basiert auf Werten und Prinzipien, die mit der UN-Behindertenrechtskonvention übereinstimmen: Individualität, Selbstbestimmung, Empowerment, fundierte Entscheidungen, Flexibilität, Barrierefreiheit der Dienstleistungen etc.
  • Ein zentraler Leitsatz lautet: «Erst platzieren, dann trainieren.» Ziel ist es, die Klientin ohne vorbereitende Aufbauprogramme direkt an einen Arbeitsplatz zu vermitteln. Sie wird am Arbeitsplatz qualifiziert und individuell unterstützt.
  • SE ermöglicht eine zeitlich unbeschränkte Unterstützung.
  • SE setzt auf interdisziplinäre Teams. Dazu gehören beispielsweise Ärzte, Versicherer, Psychologen, Arbeitgeber und Personen aus dem privaten Netzwerk.
  • SE ist eine kontinuierliche «Koproduktion». Der Unterstützungsprozess orientiert sich konsequent am individuellen Bedarf der Klientin, die auch Auftraggeberin ist. Er gliedert sich in vier Phasen.

Unterstützungsprozess

1. Phase: Orientierung & Auftrag
Der Job Coach und die Klientin klären gemeinsam Wünsche, Ängste, Erfahrungen etc. und schliessen eine Integrationsvereinbarung. Die Klientin entscheidet selbstbestimmt, ob sie das SE-Angebot nutzen will.

2. Phase: Fähigkeitsprofil
Der Job Coach erstellt ein differenziertes Bild ihrer Stärken, Erfahrungen, beruflichen Wünsche etc. Er berücksichtigt dabei auch ihr persönliches Umfeld und ihre Lebenssituation. Daraus leitet er den Unterstützungsbedarf ab und erarbeitet mit der Klientin eine Unterstützungsstrategie sowie einen Aktionsplan.

3. Phase: Arbeitsplatzsuche
In der klassischen Personalvermittlung werden passende Stellensuchende auf offene Stellen vermittelt. Bei SE wird ein passender Arbeitsplatz für die Klientin gesucht. Im Fokus stehen ihre Anliegen sowie die Erwartungen und die Möglichkeiten von Arbeitgebern, eine Stelle anzupassen (Job Carving).

4. Phase: Unterstützung im Job
SE ist mit dem Stellenantritt nicht abgeschlossen. Der Job Coach unterstützt kontinuierlich die betriebliche Integration, begleitet die Person, Vorgesetzte und Kollegen und berät den Arbeitgeber. Form und Intensität der Unterstützung hängen ab vom Bedarf der Klientin und des Unternehmens.

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Bild: iStock/filadendron

Kommentare

  • Von INSOS / 25. Mai 2021

    @Jan: Die betroffene Person ist Auftraggeberin und nimmt eine SE-Dienstleistung in Anspruch, wenn diese matched. Dafür ist die erste Phase der «Orientierung und Beauftragung» entscheidend. In dieser Phase wird der Auftrag gemeinsam geklärt.

  • Von Jan / 21. April 2021

    Danke. Wird der Betroffene zum Auftraggeber oder zum Arbeitgeber?

  • Von Ano Nimus / 17. März 2021

    Super erklärt

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