Arbeitgebern war bis anhin nie ganz klar, was ein PrA-Absolvent wirklich kann. Grund: Nach einer Praktischen Ausbildung gibt es kein Qualifikationsverfahren, das einer Person ein bestimmtes Ausbildungsniveau attestiert. Bei der PrA kann niemand durchfallen. Der Lehrgang basiert zwar auf einem standardisierten modularen Ausbildungsprogramm. Doch der Abschluss ist individuell und fokussiert auf die Kompetenzen, die jemand mitbringt.
Hinzu kommt: Die Ausbildungsbetriebe haben die PrA bislang uneinheitlich umgesetzt und die Kompetenzen der Absolventinnen und Absolventen zu unterschiedlich beurteilt. Dies wird sich nun mit der Einführung eines branchenanerkannten Individuellen Kompetenznachweises IKN für PrA-Absolventinnen und -Absolventen ändern.
Die Ausbildungsbetriebe haben die Kompetenzen der Absolventinnen und Absolventen lange unterschiedlich beurteilt.
Der IKN wurde für Jugendliche entwickelt, die die berufliche Grundbildung mit Eidg. Berufsattest EBA nicht bestehen. Der IKN ergänzt ihr Lehrzeugnis. Er hält einheitlich und für alle verständlich fest, welche Handlungskompetenzen jemand in seiner Ausbildung erworben hat. Der Arbeitgeber sieht dadurch auf einen Blick, was der Kandidat oder die Kandidatin kann. Er denkt dadurch automatisch ressourcenorientiert über Anstellungsmöglichkeiten nach.
Der IKN ist ein wichtiges Instrument der beruflichen Integration.
Neu soll es einen IKN auch für Jugendliche geben, die eine PrA absolviert haben. Den Entscheid fällt die jeweilige Organisation der Arbeitswelt (OdA) auf Antrag von INSOS. Grundlage hierzu ist die «Orientierungshilfe zum Individuellen Kompetenznachweis IKN» (Juni 2018), die Bund, Kantone und OdAs erarbeitet haben.
Darin wird die Einführung des IKN für die PrA und für andere standardisierte zweijährige Ausbildungen ausserhalb der beruflichen Grundbildung empfohlen – weil der IKN die Arbeitsmarktintegration und Anschlusslösungen nachhaltig unterstützt.
In vier PrA-Berufen (Logistik, Schreinerei, Büroarbeiten und Hauswirtschaft) liegen bereits praxiserprobte IKN vor. INSOS Schweiz steht mit weiteren OdAs in Kontakt. Unser Ziel: einen branchenanerkannten IKN für möglichst alle PrA-Berufe!
In vier PrA-Berufen liegen bereits praxiserprobte IKN vor.
Als Trägerin der PrA stellt INSOS Schweiz einen Antrag an die OdA, einen IKN einzuführen. Dann entwickeln INSOS-Fachleute – Vertreterinnen und Vertreter aus PrA-Betrieben – gemeinsam mit der jeweiligen OdA und ihren Gremien den IKN.
Der Ausweis ist der gleiche wie für die EBA-Grundbildungen, bei Bedarf aber feiner gegliedert und vereinfacht. Schwierige Kompetenzen werden je nachdem gestrichen. Das Eidg. Hochschulinstitut für Berufsbildung EHB informiert und berät die OdAs und Träger wie INSOS und begleitet bei Bedarf den Prozess.
Die OdA gibt vor, welche Kompetenzen unterhalb des EBA-Niveaus auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind. Eine Verwässerung ist auf jeden Fall zu verhindern. Die INSOS-Fachleute wissen aus Erfahrung, welche dieser Kompetenzen Lernende mit Beeinträchtigung überhaupt innerhalb von zwei Jahren erwerben können.
So entsteht ein praxistauglicher und für alle aussagekräftiger Kompetenznachweis, der die individuellen Ressourcen und Fähigkeiten eindeutig und verständlich festhält. Nach der Erprobung in der Praxis und der Evaluation sind die entwickelten Dokumente (Ausbildungsprogramm, IKN, allfällige Anleitung) verbindlich.
Der Ausweis ist der gleiche wie für die EBA-Grundbildungen, bei Bedarf aber feiner gegliedert und vereinfacht.
Ausbildungsbetriebe, die den PrA-Absolventinnen und -Absolventen einen eingeführten IKN aushändigen wollen, müssen sich an das zweijährige Ausbildungsprogramm und die entsprechenden Vorgaben halten.
Die Betriebe müssen:
INSOS kann die OdAs für die Erweiterung des IKN auf die PrA nur gewinnen, wenn wir gewährleisten können, dass die Qualität gesichert ist. Das heisst: Alle Betriebe halten sich an die Vorgaben und stellen den IKN wahrheitsgetreu aus. INSOS hat bereits verschiedene Qualitätsinstrumente entwickelt:
PrA-Absolventinnen und -Absolventen haben, wenn die OdAs mitmachen, zukünftig einen IKN mit dem Logo der jeweiligen OdA im Bewerbungsdossier. Der IKN ergänzt das Lehrzeugnis und legt den Fokus darauf, was jemand wirklich kann. Kein Arbeitgeber kauft mehr die Katze im Sack, wenn er einen PrA-Absolventen anstellt.
Der IKN ist ein modernes Instrument, das integrativ und inklusiv ist.
Die PrA bleibt vom Konzept her barrierefrei. Der IKN verhilft ihr zu einer breiten Anerkennung.
Der IKN ist ein modernes Instrument, das integrativ und inklusiv ist.
Es gibt noch ein wenige freie Plätze an der Fachtagung «Von der PrA zum IKN».
> Anmeldeschluss: 2. Mai 2019
Bild: Symbolbild iStock
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