Die derzeitige Krisensituation führt zu einer Orientierungslosigkeit, wie ich sie nenne. Der übliche Rahmen ist nicht mehr gegeben, es fehlt an Struktur. Für diejenigen, die direkt an der Front arbeiten, ändern sich Aufgaben oder fallen ganz weg. Andere arbeiten von zu Hause aus. Auch wenn dies auf dem ersten Blick attraktiv erscheint, kann sich die Situation für viele Menschen als sehr schwierig erweisen. Sie laufen Gefahr, vom häuslichen Alltag aufgezehrt zu werden. Und die Motivation zu verlieren.
"Viele Menschen brauchen eine Struktur, um gut zu funktionieren."
Viele Menschen brauchen eine Struktur, um gut zu funktionieren. Die Gruppe, das Team, die Präsenz der Vorgesetzten – all das stellte eine automatische Kontrollinstanz dar, die im Zuge der Krise verschwunden ist.
Nein, man muss sich von der Vorstellung lösen, dass der allwissende Vorgesetzte alles kontrolliert und bestimmt. Es geht nicht darum, allen zu sagen, was sie wie zu tun haben.
Vielmehr müssen die Führungskräfte den Rahmen vorgeben, damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Arbeit unter guten Bedingungen erbringen können. Sie müssen Orientierungslosigkeit unter den Mitarbeitenden vermeiden. Vergessen wir nicht, dass nicht nur Apathie, sondern auch Aktivismus viel Schaden anrichten kann. Ist ein Rahmen vorgegeben, lässt sich dieses Problem vermeiden.
"Ist ein Rahmen vorgegeben, lässt sich dieses Problem vermeiden."
Führungskraft zu sein, heisst also nicht, allwissend zu sein und alle Entscheidungen zu treffen. Von dieser Vorstellung muss man sich lösen. Eine echte Führungspersönlichkeit organisiert die Arbeit, fordert von ihrem Team Lösungen ein und gibt ihren Mitarbeitenden die Mittel, um diese Lösungen umsetzen zu können.
Ich erkläre 4 wichtige Teilaspekte davon.
Ja, es stimmt, dass die Führungskräfte seit Beginn der Krise eine enorme Arbeitslast zu bewältigen haben. Überall brennt es.
"Sich Zeit nehmen, um zu reden, zuzuhören, Danke zu sagen, die Arbeitszeit zu planen ... Diese Dinge sind ein Muss."
Trotz allem muss man sich Zeit nehmen, um zu reden, zuzuhören, Danke zu sagen, die Arbeitszeit zu planen ... Damit es klar ist: Diese Dinge sind nicht nur «nice to have». Sie sind ein Muss.
Natürlich. Wegen der Krise haben die Führungskräfte plötzlich eine enorme Arbeitsbelastung. Nach einer Weile kann sich auch bei ihnen Orientierungslosigkeit einstellen.
"Ich empfehle allen, sich externe Hilfe, einen Coach, zu holen."
Auch sie müssen ein Gleichgewicht zwischen der täglichen Arbeit und den Langzeitprojekten finden. Und ihre Kräfte einteilen, um einen Burn-out zu vermeiden.
Ich empfehle allen, sich externe Hilfe, einen Coach, zu holen. Ich coache selbst, habe aber ebenfalls einen eigenen Coach. Ich kann Ihnen versichern, dass dies kein unnötiger Luxus ist.
Wir danken François Jung, dass er sich Zeit für uns genommen hat.
François Jung ist Spezialist im Bereich Gruppenleitung, insbesondere in der Erwachsenenbildung. Aktuell leitet er Synact.org, ein Coaching- und Beratungsangebot für die Gruppenarbeit.
* Auf der Seite collaborations.ch hat François Jung eine Liste von Online-Kommunikationsmitteln (Videokonferenzlösungen, Webinare, interaktive Whiteboards etc.) zusammengestellt.
www.collaborations.ch/visioconference (auf Französisch)
Bilder: iStock/illionaire, François Jung
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