RÜCKBLICK | Das war der INSOS-Kongress 2023
Der erste Kongress nach vier Jahren. Der letzte Kongress für INSOS-Geschäftsführer Peter Saxenhofer. Er begann mit einem lockeren Networking bei guter Musik und endet mit viel Glitter und einem Gewinner. Lesen Sie in diesem Blogbeitrag eine Zusammenfassung der spannendsten Themen! Es erwartet Sie ausserdem ein kurzer filmischer Rückblick.
Einen INSOS-Kongress beginnt man am besten einen Abend vorher mit guter Laune, gutem Essen und vor allem guter Musik. So geschehen beim Get-together an der Aare. Hier trafen sich an einem lauen Spätsommerabend Kongressteilnehmende aus der ganzen Schweiz, um Kontakte zu knüpfen und um sich auf den Kongress einzustellen, aber auch, um Peter Saxenhofer nach fast elf Jahren Geschäftsleitung von INSOS in den Ruhestand zu verabschieden. Herzliche, würdigende, aber auch humorvolle Worte kamen von INSOS-Branchenratspräsidentin Dagmar Domenig, von ARTISET Co-Präsidentin Marianne Streiff und vom Leiter Politik Tschoff Löw. Peter Saxenhofer bedankte sich auf eine ganz besondere Weise: mit Musik. Seine Band «Earl Grey & the Teacups» spielte unvergessene Hits aus den letzten Jahrzehnten. Und die Gäste schwangen ihr Tanzbein.
Am nächsten Tag ging es konzentriert weiter. Denn der Kongress widmete sich den grossen Fragen des Heute und Morgen. Einige spannende Themen des Kongresses greifen wir in diesem Blogbeitrag noch einmal auf.
Der Kongress der grossen Herausforderungen
Jede Zeit hat ihre Herausforderungen. Jede Branche auch. Was die Zukunft an Herausforderungen mit sich bringt und wie wir unsere Branche gut darauf vorbereiten können, das verriet der Zukunftsforscher Georges T. Roos. Er sprach von vier grossen Transformationen, die die Menschheit erwarten würden – in den nächsten 20 Jahren:
- Demografische Transformation
- Bio-Transformation
- Klimawandel
- Digitale Transformation
Doch was bedeuten diese vier Transformationen für unsere Branche?
- Die demografische Transformation, so Roos, werde nach wie vor unterschätzt. Die Lebenserwartung wird steigen, auch für Menschen mit Behinderung. Und diese werden ihr Recht auf Selbstbestimmung stärker einfordern. Wir werden länger arbeiten und uns immer wieder neu anpassen müssen. Lifelong learning ist hier das Stichwort.
- Durch die Bio-Transformation wird sich Behinderung verändern. Auch wenn wir von den gefürchteten Designerbabys noch meilenweit entfernt sind, laut Roos, so wird sich durch Genmanipulation manch eine Erbkrankheit heilen lassen.
- Und dann der Klimawandel. Schon heute hat sich die Temperatur in der Schweiz seit der vorindustriellen Zeit um 2,4 Grad erhöht. Uns bleibt nichts anderes übrig als unsere Wirtschaft vollumfänglich nachhaltig umzustellen, zum Beispiel mit einer Kreislaufwirtschaft.
- Trotzdem wird die Digitalität bleiben. Die digitale Transformation kann uns nützen, prophezeit Roos. Neue Tools werden auch für Menschen mit Behinderung höchst bereichernd sein, kollaborative Roboter werden in der Pflege unterstützen und künstliche Intelligenz kann manche Probleme lösen. Doch den Menschen ersetzen wird sie nicht.
Was ist ein gutes Leben?
Zurück in der Gegenwart. Im Hier und Jetzt stellen sich viele die Fragen: «Was ist ein gutes Leben? Und wie erreiche ich es?» Darauf gab die Philosophin Barbara Bleisch ein paar spannende Antworten.
Zunächst einmal: Das gute Leben ist auch Glückssache und nicht alle Ungerechtigkeiten können wir als Gesellschaft lösen. Aber: Was wir lösen können, das müssen wir lösen! Wir müssen dem Ableismus den Kampf ansagen!
Doch dabei dürfen wir Behinderung nicht schönreden oder Diversität romantisieren. Denn so ignorieren wir die Perspektive von Menschen, die sich mit ihrer körperlichen Verfassung nicht abfinden wollen. Bleisch bezog sich hierbei auf den «kritisch-realistischer Ansatz» des Soziologen Tom Shakespeare.
Trotzdem ist Diversität wichtig, betonte Bleisch, denn sie befreit uns von der Vorstellung einer perfekten Welt und von einer falsch verstandenen Fixierung auf Gesundheit als jung, fit und leistungsbereit.
Der Kongress hinterfragt die Arbeit
Im Mittelpunkt des Interesses stand die Diversität. Eines ist klar: Um der Vielfalt in der Welt gerecht zu werden, ist es hilfreich, auch im eigenen Unternehmen Diversität zu leben. Aber wie kann das funktionieren und wie wird Diversität ein Gewinn?
Brigitta Buomberger von der Institution OVWB, Nadja Kaderli von Vitami:m, Loris Niederberger von Moodtalk und Damien Mottet von Sensability gaben erste Antworten.
Damit Diversität zum Gewinn wird, gilt es:
- das Management anzupassen. Zum Beispiel durch die Einführung eines soziokratischen Managements, das den Wünschen der jungen Generationen, auch als Generation Y und Z bekannt, besser entspricht;
- in die Teams zu investieren. Sprich: Prozesse und Werkzeuge für eine nahtlose, transparente Zusammenarbeit zu entwickeln. Das beginnt schon bei der Begrüssung neuer Mitarbeiter:innen, dem bekannten Onboarding. Und geht weiter über das gesamte Berufsleben, indem Teilnahme ermöglicht und Verantwortung geteilt wird;
- die eigenen Vorstellungen zu ändern. Denn: Die ersten Hindernisse für Diversität liegen in unserem eigenen Weltbild begründet. Unser Gehirn mag es einfach und steckt die Realität gerne in Schubladen ... Nichts schadet Diversität mehr. Um das zu verhindern, gilt es zu üben und von einem automatischen Denkmodus auf adaptives Denken umzuschalten.
Weniger Konkurrenz – mehr Kooperation
Bei der Podiumsdiskussion sprachen Pierre Alain Schnegg von der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI), Andreas Rieder vom Eidgenössisches Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung (EBGB), Florian Steinbacher vom Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV), Muriel Langenberger von pro mente sana, Dagmar Domenig und die zwei Selbstvertreter Olivier Zimmermann und Dylan Jenni über die Knacknüsse der Branche: Finanzierung, Umsetzung der UN-BRK, Zusammenarbeit verschiedener Akteure und Stellen…
Zum letzten Punkt betonte Dylan Jenni wie wichtig die Zusammenarbeit der einzelnen Stellen sei. Statt sich gegenseitig als Konkurrenten zu betrachten, sei es zielführender, wenn alle Akteure gemeinsam an der Lösung der Probleme arbeiten würden. Würden Arbeitgeber und IV-Stellen besser zusammenarbeiten, so Jenni, würde die Inklusion auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt besser funktionieren. Voraussetzung dafür sei allerdings auch, fügt er an, dass alle Stellen mit den gleichen Grundlagen arbeiten müssten.
Inklusives Wohnen: Der Gewinner des Innovationspreises INSOS 2023
Und dann, kurz vor dem Ende des Kongresses wurde noch ein Gewinner gekürt: Der Gewinner des ersten Innovationpreises INSOS.
Aus sechs nominierten Projekten durften die Kongressteilnehmenden ihren Favoriten bestimmen. Die meisten überzeugte das inklusive Wohnprojekt «Les Sureaux» von der Fondation Ensemble. So wurde der Innovationspreis INSOS 2023 im Glitterregen an die beiden Geschäftsführenden Jérôme Laederach und Véronique Auguste der Fondation Ensemble übergeben.
Für den Innovationspreis nominiert waren ausserdem Stiftung Domino, sebit aargau, Stiftung Brändi, Stiftung Bühl und Stiftung Rheinleben.
Wenn Sie mehr über die Projekte erfahren möchten, werfen Sie gerne einen Blick in die Broschüre «6 innovative Projekte».
Impressionen in Bild und Ton
Wir haben für Sie die schönsten Impressionen vom Get-Together und dem Kongress zusammengestellt. Klicken Sie sich durch die Bildergalerie.
In diesem kurzen Video über den Kongress hören Sie ausserdem persönliche Eindrücke und Meinungen.
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