Behinderung und Demenz

Menschen mit einer geistigen Behinderung

Einleitung und Forschungsstand

Erste spezifische Erkenntnisse

 Menschen mit Seh-/Hörsehbeeinträchtigungen

Die wechselseitige Beeinflussung von Demenzerkrankungen sowie Seh- und Hörsehbeeinträchtigungen stellt besondere Anforderungen an die Pflege und Betreuung. Die Beeinflussung kann drei verschiedene Formen annehmen:

  1. Im Verlauf einer Demenzerkrankung können altersbedingte und/oder krankheitsbedingte Sehbeeinträchtigungen auftreten oder sich allenfalls verstärken und verändern.
  2. Menschen mit einer angeborenen oder erworbenen Sehbeeinträchtigung können im Alter zusätzlich an Demenz erkranken.
  3. Eine Sehbeeinträchtigung und eine Demenzerkrankung können ähnliche Symptome aufweisen, was zu Verwechslungen der beiden Krankheiten und Fehleinschätzungen führen kann.

Um eine adäquate Begleitung und Unterstützung sicherzustellen, sind die Symptome im Verlauf eines diagnostischen Prozesses so klar wie möglich dem jeweils verursachenden Krankheitsbild zuzuordnen. Das ist nicht einfach. Eine angemessene Diagnostik und eine entsprechend erfolgreiche Behandlung vorhandener Sehbeeinträchtigungen bei Menschen mit einer Demenzerkrankung gibt es heute noch kaum. Viele Diagnoseinstrumente setzen ein intaktes Sehvermögen voraus (z.B. Syndrom-Kurz-Test [SKT], einige Subtests aus dem Mini-Mental-Status-Test).

Verschiedentlich wird versucht, der Sehbehinderung in den Tests Rechnung zu tragen. Allerdings gibt es zurzeit noch keine valable Überprüfung dieser Testversionen, bei denen entweder ausschliesslich die visuell abhängigen Items weggelassen wurden oder diese durch visuell veränderte oder visuell unabhängige haptische (tastende) oder auditive (hörende) Items ersetzt wurden.

Eine besondere Herausforderung für die Begleitung von Menschen mit einer Demenz und einer Seh-/Hörsehbeeinträchtigung besteht in der Schaffung eines angemessenen Milieus für diese Komorbidität. Zentrale Faktoren sind dabei die Berücksichtigung und das Einbeziehen der intakten Sinne, also des Gehör-, Tast-, Geschmacks- und Geruchssinns.