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Der IKN läutet für die PrA eine neue Ära ein

04. April 2019 / Annina Studer
Der Individuelle Kompetenznachweis IKN ist weit mehr als ein weiteres Dokument im Bewerbungsdossier: Er verhilft auch der PrA zu einer breiten Anerkennung und schafft für Arbeitgeber Klarheit. Davon profitieren die PrA-Absolventinnen und PrA-Absolventen unmittelbar: Der IKN verbessert ihre Chancen, in der Arbeitswelt Fuss zu fassen.


Arbeitgebern war bis anhin nie ganz klar, was ein PrA-Absolvent wirklich kann. Grund: Nach einer Praktischen Ausbildung gibt es kein Qualifikationsverfahren, das einer Person ein bestimmtes Ausbildungsniveau attestiert. Bei der PrA kann niemand durchfallen. Der Lehrgang basiert zwar auf einem standardisierten modularen Ausbildungsprogramm. Doch der Abschluss ist individuell und fokussiert auf die Kompetenzen, die jemand mitbringt.

Hinzu kommt: Die Ausbildungsbetriebe  haben  die  PrA bislang uneinheitlich umgesetzt und die Kompetenzen der Absolventinnen und Absolventen zu unterschiedlich beurteilt.  Dies  wird  sich  nun  mit  der  Einführung  eines  branchenanerkannten   Individuellen   Kompetenznachweises  IKN  für  PrA-Absolventinnen und -Absolventen ändern.

Die Ausbildungsbetriebe haben die Kompetenzen der Absolventinnen und Absolventen lange unterschiedlich beurteilt.

Was ist ein IKN?

Der  IKN  wurde  für  Jugendliche  entwickelt,  die  die  berufliche  Grundbildung  mit  Eidg.  Berufsattest  EBA  nicht bestehen.  Der  IKN  ergänzt  ihr  Lehrzeugnis.  Er  hält  einheitlich  und  für  alle  verständlich  fest,  welche  Handlungskompetenzen jemand in seiner Ausbildung erworben hat. Der Arbeitgeber sieht dadurch auf einen Blick, was  der  Kandidat  oder  die  Kandidatin  kann.  Er  denkt dadurch automatisch ressourcenorientiert über Anstellungsmöglichkeiten nach.

Der IKN ist ein wichtiges Instrument der beruflichen Integration.

Warum ein IKN für die PrA?

Neu soll es einen IKN auch für Jugendliche geben, die eine PrA absolviert haben. Den Entscheid fällt die jeweilige Organisation der Arbeitswelt (OdA) auf Antrag von INSOS. Grundlage hierzu ist die «Orientierungshilfe zum Individuellen Kompetenznachweis IKN» (Juni 2018), die Bund, Kantone und OdAs erarbeitet haben.

Darin wird die Einführung des IKN für die PrA und für andere standardisierte zweijährige Ausbildungen ausserhalb der beruflichen Grundbildung empfohlen – weil der IKN die Arbeitsmarktintegration und Anschlusslösungen nachhaltig unterstützt.

In vier PrA-Berufen (Logistik, Schreinerei, Büroarbeiten und Hauswirtschaft) liegen bereits praxiserprobte IKN vor. INSOS Schweiz steht mit weiteren OdAs in Kontakt. Unser Ziel: einen branchenanerkannten IKN für möglichst alle PrA-Berufe!

In vier PrA-Berufen liegen bereits praxiserprobte IKN vor.

Wie entsteht ein IKN für die PrA?

Als Trägerin der PrA stellt INSOS Schweiz einen Antrag an die OdA, einen IKN einzuführen. Dann entwickeln INSOS-Fachleute – Vertreterinnen und Vertreter aus PrA-Betrieben – gemeinsam mit der jeweiligen OdA und ihren Gremien den IKN.

Der Ausweis ist der gleiche wie für die EBA-Grundbildungen, bei Bedarf aber feiner gegliedert und vereinfacht. Schwierige Kompetenzen werden je nachdem gestrichen. Das Eidg. Hochschulinstitut für Berufsbildung EHB informiert und berät die OdAs und Träger wie INSOS und begleitet bei Bedarf den Prozess.

Die OdA gibt vor, welche Kompetenzen unterhalb des EBA-Niveaus auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind. Eine Verwässerung ist auf jeden Fall zu verhindern. Die INSOS-Fachleute wissen aus Erfahrung, welche dieser Kompetenzen Lernende mit Beeinträchtigung überhaupt innerhalb von zwei Jahren erwerben können.

So entsteht ein praxistauglicher und für alle aussagekräftiger Kompetenznachweis, der die individuellen Ressourcen und Fähigkeiten eindeutig und verständlich festhält. Nach der Erprobung in der Praxis und der Evaluation sind die entwickelten Dokumente (Ausbildungsprogramm, IKN, allfällige Anleitung) verbindlich.

Der Ausweis ist der gleiche wie für die EBA-Grundbildungen, bei Bedarf aber feiner gegliedert und vereinfacht.

Wann hat ein Betrieb Zugang zum IKN?

Ausbildungsbetriebe, die den PrA-Absolventinnen und -Absolventen einen eingeführten IKN aushändigen wollen, müssen sich an das zweijährige Ausbildungsprogramm und die entsprechenden Vorgaben halten.

Die Betriebe müssen:

  • bei INSOS angemeldet sein,
  • die PrA-Richtlinien erfüllen
  • und eine INSOS-Bildungsbewilligung haben.

Was bedeutet der IKN für INSOS?

INSOS kann die OdAs für die Erweiterung des IKN auf die PrA nur gewinnen, wenn wir gewährleisten können, dass die Qualität gesichert ist. Das heisst: Alle Betriebe halten sich an die Vorgaben und stellen den IKN wahrheitsgetreu aus. INSOS hat bereits verschiedene Qualitätsinstrumente entwickelt:

  • jährliche Branchentreffen im Rahmen der Mai-Tagung und ERFAs
  • Fachkurse zu PrA und IKN
  • Erfassung der Lehrverhältnisse bei INSOS
  • (gegenseitige) Besuche und Beratungen
  • gemeinsame Lehrmittel für den allgemeinbildenden Unterricht und den Fachkundeunterricht

Warum läutet der IKN eine neue Ära ein?

PrA-Absolventinnen und -Absolventen haben, wenn die OdAs mitmachen, zukünftig einen IKN mit dem Logo der jeweiligen OdA im Bewerbungsdossier. Der IKN ergänzt das Lehrzeugnis und legt den Fokus darauf, was jemand wirklich kann. Kein Arbeitgeber kauft mehr die Katze im Sack, wenn er einen PrA-Absolventen anstellt.

Der IKN ist ein modernes Instrument, das integrativ und inklusiv ist.

  • Integrativ, weil sich auch der PrA-IKN an genormten Kompetenzrastern ausrichtet.
  • Inklusiv, weil die Handlungskompetenzen pro Beruf feiner gegliedert, vereinfacht und individuell zusammengestellt werden dürfen.

Die PrA bleibt vom Konzept her barrierefrei. Der IKN verhilft ihr zu einer breiten Anerkennung.

Der IKN ist ein modernes Instrument, das integrativ und inklusiv ist.

Fachtagung > Melden Sie sich an!

Es gibt noch ein wenige freie Plätze an der Fachtagung «Von der PrA zum IKN».
> Anmeldeschluss: 2. Mai 2019

  • Wann / Wo? 16. Mai 2019 in Solothurn.
  • Inhalt: An der Fachtagung diskutieren wir darüber, was der IKN für die Weiterentwicklung der PrA bedeutet. Und wo wir in der Umsetzung stehen.
  • Zielpublikum: Die Tagung richtet sich an PrA-Dienstleistungserbringer und an Systempartner.
  • Infos und Anmeldung:  www.insos.ch > Veranstaltungen

 

 

 

 

Bild: Symbolbild iStock

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